Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Deutschland hoch ist und auch der rapide Ausbau der erneuerbaren Energien – und damit die Energiewende – darauf keinen negativen Einfluss hat.
Die 852 Netzbetreiber in Deutschland melden Netzunterbrechungen ab einer Dauer von drei Minuten an die Bundesnetzagentur. Daraus ergibt sich für 2023 im Durchschnitt eine Unterbrechung für die Letztverbraucher von 12,8 Minuten. Diese Zeit liegt im zehnjährigen Mittel und verdeutlicht die Stabilität des Netzes – auch mit dem Ausbau der volatilen erneuerbaren Energien.
Als Indikator für die Netzstabilität wird international der sogenannte SAIDI-EnWG-Index genutzt, der auch den Vergleich der Netzzuverlässigkeit in verschiedenen Ländern ermöglicht. Der System Average Interruption Duration Index (SAIDI) gibt die durchschnittliche Dauer der Unterbrechung eines Energienetzes pro versorgtem Verbraucher an. Er ist der wichtigste Indikator für die Zuverlässigkeit von Energienetzen, insbesondere von Strom- oder Gasnetzen, und wird wie folgt berechnet:
SAIDI=Summe aller Versorgungsunterbrechungen/Gesamtzahl aller Verbraucher
SAIDI wird in Zeiteinheiten gemessen, meist in Minuten oder Stunden. Normalerweise wird ein Jahreswert ermittelt. (Quelle: Wikipedia – System Average Interruption Duration Index)
Deutschland erzielt hier Spitzenwerte und gehört damit weltweit zu den Ländern mit der höchsten Netzstabilität. Ein kurzer Vergleich aus dem Jahr 2020:
- Deutschland = 0,3
- Frankreich mit seinen Atomkraftwerken = 0,4
- Niederlande = 0,8
- Italien = 1,3
- USA = 1,3
Die folgende Tabelle (Bundesweite Kennzahlenentwicklung Strom (2006 bis 2023)) zeigt deutlich, dass sich die SAIDI-Kennzahl seit 2006 erheblich verbessert hat, was die Stabilität des Netzes widerspiegelt. Dies ist insbesondere auf die immer stärkere Regulierung, Steuerung und Eingriffe in die Erzeugungsanlagen erneuerbarer Energien zurückzuführen.
Die volatilen erneuerbaren Energien führen jedoch auch zu Stresssituationen im Netz und haben eine Zunahme von Redispatch-Eingriffen zur Folge. Diese stiegen von einer einstelligen Zahl Anfang der 2000er-Jahre auf über 12.000 Eingriffe im Jahr 2022, mehr als 15.000 Eingriffe im Jahr 2023 und erreichten 2024 mit 17.500 Eingriffen einen neuen Rekordwert. (Quelle: www.saurugg.net)
Für die Industrie und Wirtschaftsbetriebe ist das öffentliche Stromnetz mit der oben dargestellten und im internationalen Vergleich hohen Sicherheit von essenzieller Bedeutung, da es eine verlässliche Produktion ermöglicht. Allerdings gibt der SAIDI-Index nur Werte für Netzunterbrechungen von mehr als drei Minuten wieder!
Kurzzeitige Versorgungsunterbrechungen
Kurzzeitige Versorgungsunterbrechungen (bis zu drei Minuten) sind dennoch relativ häufig. Die oben beschriebene Versorgungssicherheit wird neben dem Redispatch auch durch ein ausgefeiltes, gestuftes Schutzsystem gewährleistet.
Werden beispielsweise Kurzschlüsse in Oberleitungen durch herabfallende Äste erkannt, erfolgt automatisch eine Ab- und Zuschaltung, wodurch der Fehler häufig eliminiert wird. Diese Automatisierung erzeugt Kurzzeitunterbrechungen im Millisekunden- bis Minutenbereich, die täglich und häufig vorkommen.
Solche Schutzeinrichtungen sind jedoch für den sicheren Versorgungsbetrieb unabdingbar, da sie längere Unterbrechungen oder komplette Ausfälle verhindern. Fremdeinwirkungen – insbesondere Wetterphänomene wie Gewitter, Sturm und Überflutungen – lösen diese automatischen Schutzmechanismen aus und können zu stärkeren Ausfällen führen.