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Hat die Pandemie der Gleichberechtigung gutgetan?

Zum Muttertag 2022 reflektieren Mütter aus unserem Unternehmen die Herausforderungen der letzten Jahre.

Frauen waren die Leidtragenden der Corona-Pandemie. Die Doppelbelastung bei Ausfall von Schule, Kindergarten und anderen Betreuungsangeboten mussten oft sie wegstecken. Diesem Fazit widerspricht auch dieser Beitrag nicht. Und trotzdem sehen wir die Erkenntnisse der Pandemie als Chance.

Wir haben einige Mitarbeitende befragt, die Eltern noch junger Kinder sind, wie sie die Doppelrolle – Eltern und Arbeitnehmer – meistern und ob die Pandemie daran etwas geändert hat.

Bei unseren Mitarbeitenden hat ein Umdenken bereits stattgefunden. Meist arbeiten beide Elternteile in Teilzeit. Je nach Verdienstanteil variiert die Arbeitszeit, diese pendelt sich bei 80% und 50% ein. Die Väter arbeiten 80%, die Mütter 50%. Je nach Anzahl der Kinder steigt der 50% Anteil teilweise schnell an.

Während der Pandemie fielen die meisten unserer Eltern in die Notbetreuung und nahmen diese auch tatsächlich in Anspruch. Es gab aber auch Ausfälle oder verkürzte Betreuungszeiten. Hier war bei den Eltern nicht nur Improvisationstalent gefragt, sondern auch klare Prioritäten. Denn allzu schnell tritt man in die Falle: wer weniger arbeitet, muss weniger verschieben und rückt in einem solchen Fall in den Fokus. Der Abgleich, welcher Elternteil dringende Aufgaben hat, rückt schnell in den Hintergrund. Kommt die Familie hier erstmal in eine Routine, fällt es umso schwerer, wieder den Weg herauszufinden.

Der wahre Kraftakt lag darin, ohne Back-Up von den Großeltern und bei hoher eigener Belastung den Kindern eine heile und sichere Welt zu bieten und trotz Masken, Schnelltests und weniger Spieldates mit Freunden stets gute Laune zu verbreiten.

Ein Erfolgsfaktor dabei sind rücksichtvolle, verständnisvolle und flexible Vorgesetzte und Arbeitgeber.

Ein weiterer Garant, um Eltern ein unterstützendes Umfeld zu bieten, ist aber auch die Politik. Und hier haben sich einige unserer Eltern in der Belegschaft im Stich gelassen gefühlt. Investitionen in den Schutz und einfache, klare und kontrollierbare Regelungen wurden vermisst.

Die Pandemie hat in Sachen Gleichberechtigung verstärkt, was ohnehin nicht gut läuft. Es sollte vielen bewusst geworden sein, an welchen Stellschrauben nun gedreht werden muss.

Ziel der Maßnahmen, die kurz und mittelfristig unterstützen sind Modelle, die auf die Flexibilität einzahlen. Wie können Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit gestalten? Wie flexibel können sie ihr Arbeitsvolumen in mehr oder weniger stressige Betreuungszeiten legen? Wie einfach ist die Arbeitsteilung im Job und zu Hause durchsetzbar?

Frau am Laptop mit Kindern im Hintergrund

Wir haben mit zwei Mitarbeiterinnen mit jungen Kindern (zwischen 4 und 7 Jahre alt) geredet, die uns einige Fragen zu den Herausforderungen der Kinderbetreuung während der Covid-Pandemie beantwortet haben.

 

Wie habt ihr euch zu Hause generell in Sachen Kindebetreuung aufgestellt?

Kollegin A: Im ersten Lockdown habe ich noch nicht gearbeitet und deshalb auch die Kinderbetreuung zu 100% übernommen.

Nachdem ich im Juni 2020 wieder angefangen habe zu arbeiten, hatten beide Kinder einen Anspruch auf Notbetreuung und wir hatten auch Glück und haben die Plätze bekommen. Seitdem hatten die beiden einen Notbetreuungsplatz und ich konnte, bis auf die Krankheitstage der Kinder, normal arbeiten. Nachmittags kümmere ich mich um die Betreuung der Kinder. Leider sind die Großeltern, die vor der Corona-Zeit mindestens ein Mal im Monat zu Besuch waren, während Corona für die Betreuung der Kinder weggefallen, so dass wir als Kernfamilie auf uns allein gestellt waren.

Kollegin B: Kinderbetreuung war und ist generell mein Thema, da ich alleinerziehend bin.

Wer arbeitet wie viel? In welcher Rolle?

Kollegin A: Mein Mann arbeitet momentan 80% als Ingenieur. Und ich arbeite 50%.

Kollegin B: Ich arbeite Teilzeit (62,5%).

Vielleicht magst du sogar ganz grob den „Verdienstanteil“ mit uns teilen?

Kollegin A: Aufgrund der schon vom Grundsatz her unterschiedlich bezahlten Berufe ist mein Verdienstanteil nicht sehr groß. Da nicht beide Kinder den ganzen Tag in einer Betreuung untergebracht werden können, kann ich auf unbestimmte Zeit auch erst einmal nur halbtags arbeiten und damit sind die Aufstiegschancen und damit die Erhöhung des Verdienstes kaum gegeben. Das ärgert mich total. Hier wünsche ich mir noch mehr Flexibilität und Wertschätzung von Seiten des Arbeitgebers, man könnte auch Führungspositionen z.B. mit zwei 50%-Kräften besetzen.

Musstest du/musstet ihr während Corona oft flexibel agieren, weil die Kita (o.ä.) geschlossen hatte?

Kollegin A: Ja, bei Ausfall von Schule oder Kindergarten bzw. verkürzten Betreuungszeiten im Kindergarten und ausgefallenen Stunden in der Schule mussten wir von einem Tag auf den anderen umstellen. Wir versuchen uns bei der Betreuung abzuwechseln das kommt aber auch ein wenig darauf an welche dringenden Projekte bei der Arbeit anstehen. Der Automatismus zu sagen, ich mache das, weil ich ja auch weniger Stunden arbeite, ist natürlich gegeben, aber wir machen das finde ich ganz gut und gerecht.

Kollegin B: Ja, wir hatten teilweise Notbetreuung, Quarantänezeiten, im Moment stark verkürzte Öffnungszeiten durch Personalausfälle.

Hattet ihr „externe“ Unterstützung bei der Kinderbetreuung? (z.B. Großeltern?) War sie ausreichend?

Kollegin A: Bis beide Großeltern und wir geimpft waren, hatten wir keine Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Vor Corona war es auch kein Problem bei Krankheit eines der beiden Kinder von den Großeltern unterstützt zu werden. Jetzt ist das aber eine potentiell gefährliche Situation, bei der wir die Großeltern nicht mehr einspannen wollen, um sie nicht anzustecken und daher übernehmen wir das selbst.

Kollegin B: 1x wöchentlich haben die Kinder einen Opa-Tag, den dieser sich gewünscht hat. Das ermöglicht es mir, einen ganzen Tag zu arbeiten.

Wie bist du/seid ihr (du & dein Mann) mit der zusätzlichen Betreuung umgegangen?  Wer war flexibler? Hat jemand im Verhältnis mehr übernommen? Oder war vielleicht eine Person zwar für die Kinder da, die zweite Person hat dafür aber andere Care-Arbeiten übernommen (Einkaufen, Putzen, Waschen…)

Kollegin A: Wir haben uns alles so weit wie möglich aufgeteilt.

Kollegin B: Die Kinder betreue ich in Quarantäne-Zeiten etc. zuhause. Die Care-Arbeiten liegen zu 95% in meiner Verantwortung.

Was war besonders herausfordernd?

Kollegin A: Besonders herausfordernd war, dass kein Backup mehr da war und trotzdem eine möglichst heile Welt für die Kinder zu bieten und selbst noch bei Verstand und guter Laune zu bleiben.

Kollegin B: Unser Unternehmen war sehr entspannt im Umgang mit Quarantäne-Zeiten und den damit verbundenen Krankheitstagen, die ja pro Elternteil bei 30 Tagen pro Jahr liegen.

Da meine Kinder privat versichert sind, habe ich keinen Anspruch auf Krankheitstage. D.h. ich habe gearbeitet und die Kinder waren um mich herum. Das war teilweise sehr belastend, eine Lösung dafür habe ich nicht gefunden.

Fällt dir darüber hinaus noch was Interessantes zu diesem Thema ein?

Kollegin A: Ich fand es schlimm, dass die Kinder zum Treiber der Pandemie erklärt wurden und sie zu Beginn auf alles und später auf vieles verzichten mussten bzw. immer noch müssen (Schule, Kindergarten, Freunde treffen, Verein, auf den Spielplatz gehen etc.). Weil wir Eltern auf diese Situation aufmerksam machen wollten, wurden wir als Menschen dargestellt, die zwar Kinder bekommen, sie aber gleich wieder abschieben wollen und keine Lust haben uns um unsere Kinder zu kümmern. Das macht mich immer noch wahnsinnig wütend. Kinder brauchen einfach den Austausch mit anderen Kindern. Sie haben schon mit 3 Jahren ein eigenes Sozialleben, das sie lieben und brauchen.

Ich finde unsere Generation, egal welcher Familienstand, wurde während der Pandemie erst gar nicht beachtet. Obwohl wir uns solidarisch verhalten haben und die Hauptlast der Arbeit getragen haben, kamen wir in der Diskussion überhaupt nicht vor. Man hat das einfach mal als selbstverständlich hingenommen.

Hast du dich ausreichend von deiner/m Vorgesetzen unterstützt gefühlt?

Beide: Ja, flexible Arbeitszeiten waren überhaupt kein Thema.

Hast du dich ausreichend von der Politik/vom deutschen Staat unterstützt gefühlt?

Beide: Nein, überhaupt nicht.

Was hättest du dir (von wem) gewünscht?

Kollegin A: Ich hätte mir von der Politik gewünscht, dass aus Fehlern und Versäumnissen gelernt wird. Dass Geld da investiert wird, wo es zum Schutz aller gebraucht wird. Dass einfache und klare Entscheidungen und Regelungen getroffen werden, die alle verstehen und deren Einhaltung auch kontrollierbar ist.

Kollegin B: Viele Termine im Unternehmen, die an alle Mitarbeitenden gerichtet sind (Fragestunden etc.), sind zu Zeiten, an denen man oftmals als Mutter nicht teilnehmen kann. Ich sage bewusst Mutter, da die Väter in der Regel einfach Vollzeit arbeiten. Es wäre schön, wenn hier mehr darauf geachtet wird.

Gibt es ein Learning, das du mit den Lesenden teilen möchtest?

Kollegin A: Irgendwie geht doch immer alles – nur zu welchem Preis, das wird sich noch zeigen.

Kollegin B: Frauen sind unfassbar stark. Mental Load wird nicht nur in den Medien rauf und runter gespielt, sondern es ist fest in uns verankert.

Wir sind jederzeit abrufbereit, müssen krisensicher sein, müssen belastbar sein. Eine Alternative gibt es einfach nicht. Bezeichnend finde ich die Werbung, in der sich die Mutter (mittlerweile auch der Vater) bei der Tochter krankmeldet. Die Option gibt es einfach nicht.

Daher an alle Frauen und Mütter: ihr seid unfassbar stark, leistet Außerordentliches – also seid stolz auf euch!

 

Das finden wir auch! Vielen Dank für die Einblicke! Wir möchten euch Mütter im Unternehmen auf keinen Fall missen. Ihr bringt die Extra-Portion Belastbarkeit und Tricks zur Lösungsfindung mit – alle Männer sollten sich noch eine Scheibe von euch abschneiden!

Karte mit Aufschrift "Happy Mother's Day"

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