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On the road again…

Ein Erfahrungsbericht unserer Mitarbeiterin Nadia aus der Logistik.

Ich heiße Nadia und arbeite seit etwas mehr als drei Jahren bei BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH in der Logistik. Auch davor habe ich schon viele Jahre als Disponentin gearbeitet.

Um der hohen Nachfragen gerecht zu werden, haben wir seit Anfang Juli ein zusätzliches Fahrzeug angemietet. Es handelt sich um einen Mercedes-Benz Atego 1530 mit Hebebühne: 15 Tonnen, 300 PS, 8 Tonnen Nutzlast und eine Ladefläche mit einer Länge von 7 m und 2,40 m Breite. Summa summarum 17 Euro-Paletten-Stellplätze.

Wir setzen das Fahrzeug für Lieferungen ab unserem Außenlager Duisburg ein. Ich disponiere. Das heißt, ich stelle für diesen LKW Liefertouren im Umkreis von ca. 50 km Luftlinie ab Duisburg zusammen.

Nach zwei Wochen disponieren möchte ich einfach mal wissen:

  • Sind meine Tourenzusammenstellungen einigermaßen sinnvoll oder doch eher nach dem Motto „kreuz und quer durch’n Pott“?
  • Kommt der Fahrer mit seiner Fahrzeit hin?
  • Funktionieren die Anlieferungen bei den Privatkunden und wenn ja, wie?

Um Antworten auf meine Fragen zu erhalten, frage ich unseren Fahrer Thomas, ob ich ihn ein oder zwei Tage begleiten dürfte. Ich darf. Er freut sich über Unterhaltung und, wie ich auf der Tour noch am eigenen Leib erfahren werde, auch über tatkräftige Unterstützung.

Kurz darauf finde ich mich in aller Herrgottsfrühe (Nicht! Mein! Ding!) auf dem – zum Glück – gut gefederten Beifahrersitz des LKW wieder. Von bretthart bis zur maximal möglichen Federung, die mich an ein Trampolin erinnert, ist alles dabei.

Zu all meinen Fragen taucht eine weitere Frage auf: Warum sitze ich hier, anstatt in meinem warmen Büro? Die Antwort kenne ich natürlich schon und beantworte sie mir im Stillen selbst:  ich war der unbedingten Meinung, ich müsste mir mal live und in Farbe anschauen, wie unser Fahrer mit den Auslieferungen klarkommt und wie das generell so abläuft.

Na, dann wollen wir mal!

Die Tour habe ich disponiert. Fixtermine und vorgegebene Uhrzeiten sind vermerkt. Mein Job ist erstmal getan. Ich lasse dem Fahrer bei der Reihenfolge der Lieferungen freie Hand.
Thomas schaut sich meine Arbeit an und plant im Kopf die Tour. Route, Reihenfolge, Verkehrsaufkommen und die von mir vorgegebenen Termine puzzelt er zusammen und beginnt mit der Beladung – liebevoll-ironisch auch Tetris-Spielen genannt. Zuerst die Ware, die zuletzt ausgeliefert werden soll. Zuletzt die Paletten, die als Erstes ausgeliefert werden.

Gekonnt schiebt und packt der Fahrer die Ware in das Innere des LKWs. Besonders tricky sind Schienenbunde für die Unterkonstruktion. Sie nehmen unheimlich viel Platz in Anspruch. Und als ob das nicht genug wäre, kommen noch die übergroßen Modulpaletten ins Spiel. Sie haben eine Länge von 1,80 m und mehr und kommen nicht auf stabilen Europaletten, sondern auf wackligen, flachen Paletten, die mit dem Hubwagen kaum bewegt werden können, ohne dass sie beschädigt werden.

LKW Ladefläche
Nach und nach füllt sich die Ladefläche des LKWs.

Endlich ist der Kahn beladen und es geht los. Gekonnt manövriert sich Thomas durch den Berufsverkehr und schlängelt sich durch ein enges Wohngebiet. Wir biegen in eine schmale Straße ein, die in einem geteerten Feldweg endet. Am letzten Haus sind wir richtig und werden schon erwartet. Während ich mir als pragmatischer Mensch schon Gedanken mache, wie wir hier jemals wieder rauskommen sollen, versucht Thomas die Palette abzuladen und die recht steile Auffahrt zur Garage hochzufahren. Der Monteur schiebt fleißig mit, und zu dritt schaffen wir es tatsächlich …

Wir fragen den Kunden, ob wir dem Weg weiter folgen können und ob wir von dort wieder auf eine Hauptstraße kommen. Ja, können wir, meint er. Nur immer links halten …

So fahren wir die immer enger werdende Straße weiter. Eine Dame mit Hund kann den selbigen gerade noch an die Leine nehmen, bevor er uns vor den LKW läuft … Als Hundebesitzerin weiß ich, wie lästig es ist, beim Gassigehen auf vermeintlich autofreien Wirtschaftswegen ständig von vorbeifahrenden Autos genervt zu werden. Aber einem 15-Tonner inmitten von Feldern und Wiesen bin ich dabei auch noch nicht begegnet.

Nächster Kunde ist eine Firma, bei welcher Thomas schon mal war und weiß, dass er rückwärts reinfahren muss. Wir blockieren dann mal eben für eine Viertelstunde die ganze Straße. Ein PKW kommt uns entgegen, sieht schon von weitem, dass er nicht an uns vorbeikommt, aber trotzdem … man muss bis vor den LKW hinfahren und mit lautem Hupen seinen Unmut kundtun. Typisch.

Als Nächstes wieder eine Firma. Thomas hält vor einem Reihenhaus an. Laut Navi haben wir unser Ziel erreicht. Von uns erwartet wurde eine GmbH mit Bürogebäude und Lagerhalle und mehreren Rampen für LKWs zum Abladen, mit großer Einfahrt und noch größerer Wendeplatte. Der Traum eines jeden Fahrers. Irritiert schauen wir uns an, ich steige aus, da kommt uns schon die Dame des Hauses entgegen und fragt: „Wollen Sie zu uns? Fa. XYZ GmbH? Können Sie die Palette bitte da in die Garage stellen? Ich fahr' kurz das Auto weg!“ Ich werfe nochmal einen Blick auf den Plan und versuche mir den Namen zu merken. Vielleicht bringt der Firmenbesitzer es mal ähnlich weit wie Bill Gates. Dann kann ich sagen, dass ich damals bei einer Auslieferung dabei war …

Das nächste Ziel ist ein Privatkunde. Fixtermin. Wir liegen gut in der Zeit. Eine Telefonnummer haben wir nicht, um den Endkunden über unsere Ankunft zu informieren. Große Verwirrung. Der Kunde weiß von nichts. Wo die Ware hin soll – keine Ahnung. Die Garage wird als geeigneter Lagerort befunden. Das Motorrad muss aber auf jeden Fall noch zugänglich bleiben! Unseres Kunden Kunde ist König. Ein eigens vom Fahrer organisiertes und mitgeführtes Überfahrtsblech hilft, Unebenheiten wie Randstein oder Regenabflussrinnen zu überbrücken.
Wieder unterstütze ich dabei, die Steigung zur Garage zu meistern. Thomas freut sich, denn sonst macht er das immer allein. Er freut sich auch darüber, dass ich ihm den ganzen „Schreibkram“, heißt Unterschrift einholen, abnehme. Währenddessen sichert er nämlich die verbliebene Ware auf dem LKW neu und spart sich so ein bisschen Zeit.

Der nächste Privatkunde bittet um telefonisches Avis der Lieferung. Ich gebe unsere Ankunftszeit an, alles wird bestätigt. Beruhigt lehne ich mich zurück – eine Auslieferung ohne Überraschungen ist genau das, was ich vor der Mittagspause brauche.

Der Lieferort ist verschlossen, niemand da. Erneute Verwirrung auf allen Seiten. Nur eins ist klar: die Ware muss runter, sonst müssen wir unsere Tour unterbrechen, denn wir würden ansonsten nicht an den Rest der Ware auf dem LKW rankommen. Beim erneuten Telefonat mit dem Kunden nennt er uns einen Platz, wo wir die Palette abstellen dürfen.

Palette bei einem Kunden
Nicht jeder Abstellort ist, wie erwartet.

Wir halten an einer Tankstelle, ich besorge mir ein kaltes Erfrischungsgetränk, Thomas holt sich 'ne Bockwurst. Es ist zwar nicht wirklich heiß, aber ich schwitze und fühle mich schmutzig und habe das dringende Bedürfnis, mir die Hände zu waschen.

Die nächsten Lieferungen gehen an Firmen, deren Lager keine Garage mitten im Wohngebiet sind. Ich bin fast schon überrascht. Alles läuft wie am Schnürchen. Das Abladen geht ruhig und ohne Stress vonstatten. Nach der letzten Abladestelle haben wir einen ziemlich weiten Heimweg via Landstraße zurück nach Duisburg. Ich beobachte die vorbeiziehende Landschaft und komme nicht umhin festzustellen, dass die ländliche Gegend im Ruhrpott doch sehr schön ist. Der gut gefederte Sitz wiegt mich sanft und ich ertappe mich dabei, wie ich leicht schläfrig werde.

Natürlich waren mir viele Herausforderungen unserer anliefernden Fahrer bekannt – ich mache meinen Job in der Logistik jetzt schon seit über 30 Jahren. Dabei habe ich schon in den unterschiedlichsten Branchen LKWs disponiert. Dass sich diese ganzen kleinen Problemchen speziell bei den hiesigen Lieferungen aber zu solchen Zeitfressern aufsummieren, habe ich nicht berücksichtigt. Ein Abladevorgang nimmt mit allem Drum und Dran schnell mal eine halbe bis ganze Stunde in Anspruch. Telefonnummern der Kunden oder Endkunden, an die die Ware geht, sind hin und wieder entscheidend, ob eine Route durchgefahren werden kann oder abgebrochen werden muss.

Meine Lessons-Learned-Liste ist nach diesem Tag lang:

1. Ich werde jedenfalls künftig zu JEDER Lieferung eine Telefonnummer mit angeben. Fahrer brauchen einen Notfall-Kontakt, bei dem sie sich melden und die Ware nach Absprache abstellen können.

2. Lager-Lieferungen an unsere Firmen-Kunden, die NICHT mit einem Fixtermin behaftet sind, sammele ich zu einer größeren Partie, sodass wir nicht jeden Tag den gleichen Kunden anfahren.

3. Manche Brücken dürfen von LKWs dieser Größe nicht befahren werden. Die Umfahrung kostet Zeit. Ich werde das Fahrzeug nicht mehr von einer Rhein-Seite auf die andere und wieder zurückschicken. Da ist nun mal das Wasser im Weg, und hüben ist nicht gleich drüben.

Und, und, und […]

Abends, zurück im Hotel, nach ausgiebiger Dusche und einem guten Abendessen, lasse ich den Tag noch mal Revue passieren. Ich freue mich, dass wir mit Thomas einen so guten Fahrer haben. Er bringt jeden Tag seinen vollen Einsatz für uns, die BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH, um die Ware zu unseren Kunden oder direkt zu deren Kunden zu liefern. So unterstützt er „ganz nebenbei“ unser aller Mission: Solarstrom auf jedes Dach zu bringen.


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